Warum wir so Vieles haben, das wir vermeintlich nicht brauchen

1001 Ding und seine Geschichte

Nur eine Woche ist es her, seit uns Mietern überraschend und ohne Vorwarnung die Wohnung gekündigt wurde. Ich habe mich gerade mit meinem Laptop bei geschlossenen Fensterläden in mein Bett als eine Art Höhle verschanzt. Bauarbeiter bewandern das Gerüst vor meinem Schlafzimmerfenster im obersten Stock und fixieren quietschend und hämmernd irgendwelche Eisenstangen, es ist, als stünden sie direkt in meiner Wohnung. Aus der Nachbarwohnung, die gerade renoviert wird, dröhnt lautstark eine Diskussions Sendung aus dem Radio.

 

Meine früher so friedliches und lichtdurchflutetes Zuhause ist selbst bei geschlossenen Läden viel zu transparent, zerbrechnlich und zart. Wo ich früher wunderbar arbeiten und leben konnte fühle ich mich jetzt bedroht und vertrieben und kann keinen klaren Gedanken fassen.

 

Eben habe ich mich gefragt, ob ich den Link zu meinem BLOG der skrupellosen Investment Firma aus Cham senden soll. Damit die was zum Lesen haben in den Kaffee-Pausen, wenn sie gerade mal nicht gierig ihr Geld zählen.

 

Aber ich wollte Euch ja was ganz anderes erzählen! Über das grosse Räumen wollte ich Euch berichten und warum ich so schwer meine tausend Dinge loslassen kann.

Habt Ihr Euch auch schon gewundert, warum Leute wie ich 10 Jeans, 20 T-Shirts, 14 Kleidchen, 12 Paar Schuhe und 8 Mäntel und Jacken im Schrank haben und eigentlich meistens nur die gleichen zwei/drei Sachen tragen? Oder seid Ihr anders und habt wirklich nur, was Ihr wirklich braucht?

Ganz abgesehen von all den Gebrauchsgegenständen und Dekomaterialen, von Modeschmuck oder anderem Schmuck, Tüchern, Kerzenständern, Bildern, Geschirr, Zeitschriften, angefangenen Stricksachen usw.

 

Bisher dachte ich ja, es ginge nur darum, nichts wegzugeben, was man später nochmal brauchen könnte. Aber was ist mit den Dingen, von denen man eigentlich mehr als genug hat und die sich leicht und günstig wieder erwerben lassen? Oder Dinge, die keinen praktischen Wert haben wie ein Bild zum Beispiel?

 

Es sind die Geschichten hinter all diesen Gegenständen! Zumindest bei mir ist das so! Jedes Ding verbindet mich emotional mit einer wertvollen Geschichte oder einem mir kostbaren Menschen. Und wenn ich die Dinge loslasse, verliere ich eventuell die Erinnerung an meine Geschichte.

Ein Beispiel: Vor drei Jahren ist ein geliebter Freund von mir gestorben. Nun kann ich unmöglich sein liebevoll gestaltetes Kunstwerk weggeben, welches er mir geschenkt hatte. Es erinnert mich an ihn und trägt seine Energie und Hingabe! Wegschmeissen: no way! Verschenken: es hat eigentlich nur einen emotionalen Wert, niemand sonst kann viel damit anfangen.

 

So sammelt sich mit der Zeit eine beachtliche Menge an Gegenständen und damit verbundene Emotionen im Leben von uns Menschen an. Und das ist ganz schön anstrengend! Wir, (also evt. nur ich und ihr tickt da anders, keine Ahnung, ich sag jetzt einfach mal wir) MÜSSEN ab und zu radikal loslassen, wenn wir nicht tonnenschwere Lasten mit uns herumtragen wollen. Und das meine ich sowohl symbolisch als auch im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Unser aller Leben ist wie ein buntes Gemälde und mit jedem Erlebnis kommt eine Farbe mehr hinzu, es gewinnt zunehmend an Tiefe und wird immer kostbarer anzuschauen. Es sind die Erlebnisse die zählen, nicht die Gegenstände. Aber die Gegenstände erinnern mich an die Erlebnisse. Und zwar in einer Art und Weise, wie ich sie mit dem nackten Verstand nicht wieder aus den Tiefen des Vergessens holen könnte.

 

Das Problem ist, dass ich mit soviel Zeugs im Gepäck unmöglich frei und leicht zu neuen Ufern aufbrechen kann! Aber was mache ich denn nun mit all meinen wertvollen Geschichten, an die ich mich ohne die Gegenstände vielleicht nicht mehr erinnern kann? Und weshalb ist es denn so wichtig, dass ich mich daran erinnere?

 

Heute morgen bin ich aufgewacht, sah mir einer der Gegenstände an, die ich ungerne weggebe, ein für mich besonderes kupfernes Gefäss aus Indien. Und hatte plötzlich die Lösung!

 

Weshalb ich mich unbedingt erinnern will

Die Geschichten warten schon lange darauf, erzählt zu werden! Schon als Kind habe ich gerne gelesen und bin in fremde Abenteuer eingetaucht. Meine Familie wohnte an einem trostlosen Ort im oberen Stock eines Rangierarbeiter-Hauses mitten in den Geleisen. Wir waren die einzigen Bewohner, sonst gab es nur den Aufenthaltsraum für die Schichtarbeiter. Alles war grau - sogar die winzige Wiese vor unserem Haus - war nicht grün sondern grau vor Eisen-Brennsstaub. Die Geschichten in den Büchern hielten meine Seele gesund während dieser Zeit. Und deshalb wollte ich schon als Kind Schriftstellerin werden und spannende Geschichten schreiben! Nun- es scheint als sei jetzt ist der Zeitpunkt gekommen! Schriftstellerin ist vielleicht ein grosses Wort. Ich fange wohl einfach mal mit diesem Blog an (-;

 

Wie ich die Gegenstände für die Erinnerung behalten kann und sie trotzdem weggeben:

Ich fotographiere sie einfach mit meiner Digitalkamera. Wenn ich das Foto zum Erinnern habe, kann ich den Gegenstand getrost verschenken. (bisschen Herzklopfen habe ich dabei trotzdem aber hat ja keiner gesagt, dass es leicht ist)

Was zählt ist doch: die Geschichten sind nicht verloren!

Und so gibt es zu jedem mir wichtigen Gegenstand eine Geschichte! Die schreibe ich auf und jeder der mag, kann sie lesen. Die jeweiligen Fotos werde ich natürlich auch dazu posten.

Mögt Ihr?

 

 

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